Das große Welttheater (Calderón) von Pedro Calderón de la Barca

Mit alten Erntewagen, die per Pferd auf die Freilichtbühne gezogen werden, entstehen zwei neue Bühnen: der Himmel und die Welt. Hier, im Dautenheimer Himmelacker, spielt Calderóns Stück über das Leben als Theatervorstellung. Es spielen der König, der Bauer, die Weisheit, die Schönheit, das Elend ihre jeweiligen Rollen, auf der Bühne der von einer Schauspielerin verkörperten Welt, die ihnen die Requisiten gibt. Sie treten auf vor dem Autor, ihrem Schöpfer, der ebenfalls leibhaftig anwesend ist. Wieder spielen Schauspieler gemeinsam mit theaterbegeisterten Einheimischen, ein Jugendorchester unter Leitung von Kurt Steffens musiziert gemeinsam mit Musikern aus Berlin. Das Stück aus dem spanischen Barock, des goldenen Zeitalters, reicht weit zurück in die Geschichte der Menschheit und in die Dorfgeschichte Dautenheims. Musiktheater für alle Lebensalter mitten in den Weinbergen.

auf Pferdewagen-Tournee durch Rheinhessen gefördert vom Kultursommer Rheinland-Pfalz 2018

TERMINE

31. Juli (Di) um 20.30 Uhr Freilichtbühne Dautenheim

1. August (Mi) um 20.30 Uhr Roßmarkt Alzey

2. August (Do) um 20.30 Uhr Kreuzkapelle Gau Bickelheim

3. August (Fr) um 20.30 Uhr Zitadelle Mainz

4. August (Sa) um 20.30 Uhr Domplatz Mainz

Das ensemble buehnen dautenheims ist eine Gruppierung aus professionellen Regisseuren, Bühnenbildnern, Musikern, Schauspielern sowie einheimischen Akteuren und Handwerkern, die im Sommer für eine Theaterproduktion in Alzey-Dautenheim (Rheinhessen) zusammenkommen. Zugleich bezeichnet buehnen dautenheims auch die Spielorte, nach und nach im Dorf erbaute Bühnen und kleine Theater.

Die jüngste Arbeit der Gruppe von 2017 ist eine theatralische Recherche zur barocken Fronleichnamsspiel-Bühne anhand von Calderóns El gran teatro del mundo – DAS GROSSE WELTTHEATER. Mithilfe zweier pferdegezogener Heuwägen, wie sie seit dem Barock bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in ganz Europa für die Landarbeit benutzt wurden, konnte eine authentische barocke Pferdewagenbühne nachgebaut und das exemplarisch ausgewählte Stück Calderóns auf ihr inszeniert werden.

DAS GROSSE WELTTHEATER zeigt die Welt als Buhne, auf der die Menschen ihre von Gott zugeteilten Rollen spielen. Ein Wagen trägt die Himmelskugel des Schöpfers, der andere die Weltkugel, dazwischen liegt die Buhne des Lebens. Das Stuck zeigt kein genuin religiöses Theater, sondern ein Spiel, in dem die Fragen des Weltzusammenhangs verhandelt werden und das mit dem Potential seiner barocken Poetik die uns betreffenden Antworten allegorisch, realistisch und symbolisch vorführt.

Diese Bühne geht 2018 auf Tournee, und die in der dörflichen Vergangenheit Dautenheims wiedergefundene Tradition durchquert in Gestalt einer Truppe fahrenden Theatervolkes wandernd und spielend ganz  Rheinhessen bis nach Mainz. Das Pferdewagen-Wandertheater zieht über Feldwege und Landstraßen, spielt jeden Abend unter freiem Himmel – auf der Freilichtbühne Dautenheim, dem Roßmarkt in Alzey, der Kreuzkapelle in den Weinbergen Gau Bickelheims, auf der Zitadelle in Mainz und schließlich auf dem Mainzer Domplatz – das GROSSE WELTTHEATER über Leben und Tod.

Fur das ensemble buehnen dautenheims ist es eine Forschungsreise: zur Ursprungsform des Theaters der Wandertruppen – mit dem passenden Stuck auf der ihm gemäßen Bühne – und in die Rheinhessische Schweiz der Feldwege, zu einem spontanen Publikum der Dörfer, der Marktplätze und der Freilichtbuhnen.

Die so durchreiste, industriell geprägte Kulturlandschaft wird sich – durch die Augen dieses „fahrenden Volks“ gesehen – vielleicht ihrer beschleunigten und entfremdeten Prägung bewusst und sieht ein Theater, das älter ist als die Errungenschaften und Schäden der postindustriellen Moderne, alt wie die Natur und der Mensch.

Im Kontrast mit der anderen Geschwindigkeit und dem poetisch-existentiellen Programm der wandernden Bühne begegnet das Publikum unerwartet der eigenen ländlichen Vergangenheit. Die wieder instandgesetzten, fahrenden Heuwägen aus der Landwirtschaft, das aus den Häusern geschellte Publikum, die Versammlung unter freiem Himmel, der Klang des Calderón/Eichendorffschen dramatischen Gedichts können dem besuchten Ort für den Moment der Aufführung sowohl seine eigene soziale Qualität, als auch eine Erinnerung an seine bäuerliche Geschichte vermitteln – und am Ende feiert der Autor das Stück mit seinen Spielern und dem Publikum ein spontanes, alle versammelndes Fest.

Personelle und organisatorische Struktur

Leitung: Annette Storr (Konzept), Clara Gervais (Musik/Komposition), Eunsung Yang (Bühne/analoger Film), Valentin Kruse (Bühnenbau/Gesang)
Musiker: Yodfat Miron, Yumi Onda, Clara Gervais (Streichtrio), lokale Blaskapellen
Schauspieler: Cathrin Romeis, Jens Bohnsack, Sebastian Straub, Jan Walter, Johannes Karl
lokale Akteure: Konny Kopf, Dieter Buß, Lara Hamzehpour, Valentin Keck, Simon Vogel
Fuhrwerk: süddeutsche Kaltblüter mit Kutscher
Licht: Thierry Zwiener
Fotos (oben): Storr/Karl
Produzent: Theaterförderkreis Alzey-Dautenheim e.V.
Öffentliche Mittel: Kultursommer Rheinland-Pfalz
Sponsoren: Winzerhotel Himmelacker, Gemeinden der Spielorte, Akquise lokaler Sponsoren durch den Theaterförderkreis e.V.

Zeitraum: 27.7.-5.8.2018

www.buehnendautenheims.org

Kontakt:
Dr. Annette Storr
storr@udk-berlin.de
m. 0174 7260435
t. 030 3919754